Das Haus ist eine alte Köschinger Siedlungsstelle für ein
Handwerkeranwesen. Es lag auf herzohlichem Grund, wofür nach
späteren Übergabsbriefen jährlich am Georgitag 40 Pfennig und 30
Eier beim Kastenamt abzuliefern waren. Solche Pachtzahlungen wurden
zum ersten Mal im Jahr 1416 in Listen aufgeführt. Schon damals
existierte das Haus Nr. 62 als Hofstätte. Leider gibt es unter dem
30 Zinspflichtigen dieses Jahres keinen mit gleicher Abgabenlast.
Die Anzahl der Eier schwankte zwischen 15 und 50, die Geldgilt
zwischen 8 und 80 Pfennigen. Da der Geldbetrag in der Regel konstant
blieb, lautet der älteste Urkundenbeleg zu Haus Nr. 62: "Item
Rembotin von einer Hoffstatt 40 Pf, 25 Eier".
Parrer Kerschl norierte das Haus unter der Bezeichnung "Kueffer".
Frühester, zur Zeit bekannter Bewohner war 1649 Leonhard
Willibald, der mit einer Barbara verheiratet war. Ihm folgten
1658 der Küfer Johann Waldtwein und Ehefrau Kunigunde.
"Kunegundi Waltweinin" starb 1693, Johann Waldtwein 1712 mit 84
Jahren.
1702 hatte er an seinen Sohn Georg übergeben, der ebenfalls das
Küferhandwerk ausübte. Er war mit Ursula Schneider vom
Stuetenbauernhof, Haus Nr. 155 verheiratet; sie hatten 4 Kinder:
Batholomäus (*1704), Apollonia (*1706), Barbara (*1708) und Johannes
(*1710). Geminsam mit der Küferfamilie lebten damals noch weitere
Personen im Haus: 1718 die ledige Maria Kundlerin mit einer
14jährigen Tochter Ursula, 1720-21 die Verwandte Maria Waldtwein.
1727 bereuts übergab Georg Waldtwein an den ältesten
Sohn Bartholomäus und ging aufs Altenteil. Seine Frau Ursula starb
1731, der Witwer Georg 1734. Nach dem Tod der Küferseheleute wohnte
noch der Maurer Wolfgang Kundler und seine Frau Katharina im
Haus. Bartolomäus Waldtwein führte die Berufstradition fort. Mit
seiner Ehefrau Apollonia hatte er auch 4 Kinder: Eva (*1730),
Johannes (*1731), Franz (*1734) und Joseph (*1739).
Der nächste Besitzerwechsel ist in den Köschinger Briefsprotokollen
gut dokumentiert. 1757 war die Ehefrau Apollonia gestorben, ihr
Muttergut von 100 Gulden wurde an die leiblichen Kinder verteilt.
Am 7. Dezember heiratete der Witwer Ursula Haag, eine
Taglöhnerswitwe aus der Nachbarschaft. Sie wohnte nur zwei Häuser
weiter in der "Schergengasse", wie dieser Abschnitt der heutigen
Kugelstraße damals genannt wurde. Sie brachte ihr Häuschen in die
Ehe mit, dazu noch 4 1/2 Einsätze Felder, 2 Kühe und 2 Schweine. Der
Hochzeiter stellte seine "Behausung in der Schergengasse", 2
Einsätze Felder und einen Krautgarten.
1765 strab Ursula und Bartholomä Waldtwein übergab seinen Besitz,
der auf 650 Gulden geschätzt wurde. Die Küferbehausung, "so am
kleinen Creuz Gässl" gelegen beschrieben wurde, ging an den Sohn
Franz über, der mit seiner zukünftigen Frau Anna auch die
Altschulden von insgesamt 165 Gulden übernehmen mußte. Ihm Juli
heiratete dann Franz Waldtwein Anna, die Tochter des
verstobenen Hufschmieds Joseph Christoph. Sie brachte 346
Gulden Heiratsgut in die Ehe ein.
Die Ehe dauerte 8 Jahre, dann starb 1773 "Franz Waltwein, Kueffer"
und hinterließ die Witwe mit den beiden Töchtern Magdalena (3 Jahre)
und Caecilia (2 Jahre). Schon im Februar heiratete sie Michael
Riedl. Auch er war Küfer und brachte als Gegenleistung für das
Anwesen der Ehefrau 300 Gulden Heiratsgut mit.
1802 starb "Maria Anna Riedlin, geweste Bürgerin und Küfferin
allhier" und der Witwer regelte die Verlassenschaft. Die beiden
Stieftöchter waren bereits verheiratet. Magdalena Eissner im
Eichstättischen, Cäcilia mit dem Köschinger Schmied Anton
Georg Schlagbauer. Als leibliche Erben blieben die beiden
Söhne Thomas und Johann. Die Übergabssumme an den ältesten Thomas
betrug 830 Gulden.
Kurze Zeit später wurde sein Heiratsbrief mit Theresia Gristlin,
einer Viertlerstochter aus Westenhausen aufgesetzt. Sie brachte 450
Gulden mit. Aus dieser Zeit stammte der spätere Hausname
"Küferthoma". Der alte Michael Riedl starb 1806.
1825 wurde der Immobilienbesitz des Küfers Thomas Riedl
aufgelistet: ein Wohnhaus, eone einmähdige Wiese, ein Acker am
Birnbaumsteig, ein Acker am Ziegelstadel und 4 Tagwerk
Forstrechtsteile. Mit Thomas Riedl erlosch 1839 die Küfertradition.
Das Anwesen war bereits 1830 an Anton Rauscher, einen
Taglöhner übergegangen. Unterlagen hierzu sind keine vorhanden.
Rauscher blieb bis 1842, dann folgte der Weber Josef Hiemer.
Er war seit 1805 Köschinger Bürger, hatte 1806 die Baumannstochter Margaretha
Knabl geheiratet und das Weberanwesen seines Vaters in
der Kugelgasse, damals Haus Nr. 24 übernommen. Hier erschien 1842
Anton Rauscher, die beiden hatten also getauscht.
Josef Hiemer wurde nur 2 Jahre als Besitzer geführt, dann kam 1844 Anton
Heindl mit Ehefrau Maria Anna und den Kindern Lorenz, Maria
Anna und Walburg. Josef Hiemer starb 1861; die beiden Töchter
blieben bis 1863 im Haus wohnen.
1860 hatte der Halbbauer Paul Hafner aus Demling Walburga
geheiratet, war aber schon 1862 gestorben. So heiratete die junge
Witwe 1863 den Kastlwirtssohn Joseph Rehm. 1869 starb auch
er und die Witwe resignierte. Sie starb erst 1888.
1873 hatte sie an den Nachbarn von Haus Nr. 61 Jakob
Kindersberger verkauft, der 1862 als Austrägler nach Kösching
gekommen war. 1878 heiratet er ein zweites mal. Maria Spreng aus
Mailing. Das Anwesen Nr. 61 ging offenbar an den Sohn über, der 1852
noch in Wolkertshofen geboren worden war.
In den Häuserlisten wurde Kindersberger noch bis 1906 geführt. Dann
erschien Lorenz Licklederer und mit ihm der Hausname
"Eiser". Er war Baumannssohn vom alten "Hopferhof", der den
Hausnamen "Lohmichel" bekam. Für Licklederer war Haus Nr. 62 nur
eine Zwischenstation. 1909 kaufte er sich auf den Familenhof in der
Untern Marktstraße wieder ein.
Neuer Besitzer wurde Johann Gut, der 1904 Barbara Betz
geheiratet hatte. Der Name "Eiserbauer" blieb
aber am Haus. Ende der Fünfzigerjahre wurde das Nachbaranwesen, Haus
Nr. 55 hinzugekauft, abgerissen und an seiner Stelle eine moderne
Scheune errichtet.
Friedrich Lenhardt