HausNr: 62 /PlanNr 80

Kueffer, Riedlkuefer, Küferthoma, Eiserbauer

heute:  Kugelstraße 23

Chronologie

Zeit Besitzer, Bewohner, Benutzer


























































Geschichte

Das Haus ist eine alte Köschinger Siedlungsstelle für ein Handwerkeranwesen. Es lag auf herzohlichem Grund, wofür nach späteren Übergabsbriefen jährlich am Georgitag 40 Pfennig und 30 Eier beim Kastenamt abzuliefern waren. Solche Pachtzahlungen wurden zum ersten Mal im Jahr 1416 in Listen aufgeführt. Schon damals existierte das Haus Nr. 62 als Hofstätte. Leider gibt es unter dem 30 Zinspflichtigen dieses Jahres keinen mit gleicher Abgabenlast. Die Anzahl der Eier schwankte zwischen 15 und 50, die Geldgilt zwischen 8 und 80 Pfennigen. Da der Geldbetrag in der Regel konstant blieb, lautet der älteste Urkundenbeleg zu Haus Nr. 62: "Item Rembotin von einer Hoffstatt 40 Pf, 25 Eier".

Parrer Kerschl norierte das Haus unter der Bezeichnung "Kueffer". Frühester, zur Zeit bekannter Bewohner war 1649 Leonhard Willibald, der mit einer Barbara verheiratet war. Ihm folgten 1658 der Küfer Johann Waldtwein und Ehefrau Kunigunde. "Kunegundi Waltweinin" starb 1693, Johann Waldtwein 1712 mit 84 Jahren.
1702 hatte er an seinen Sohn Georg übergeben, der ebenfalls das Küferhandwerk ausübte. Er war mit Ursula Schneider vom Stuetenbauernhof, Haus Nr. 155 verheiratet; sie hatten 4 Kinder: Batholomäus (*1704), Apollonia (*1706), Barbara (*1708) und Johannes (*1710). Geminsam mit der Küferfamilie lebten damals noch weitere Personen im Haus: 1718 die ledige Maria Kundlerin mit einer 14jährigen Tochter Ursula, 1720-21 die Verwandte Maria Waldtwein.
1727  bereuts übergab Georg Waldtwein an den ältesten Sohn Bartholomäus und ging aufs Altenteil. Seine Frau Ursula starb 1731, der Witwer Georg 1734. Nach dem Tod der Küferseheleute wohnte noch der Maurer Wolfgang Kundler und seine Frau Katharina im Haus.
Bartolomäus Waldtwein führte die Berufstradition fort. Mit seiner Ehefrau Apollonia hatte er auch 4 Kinder: Eva (*1730), Johannes (*1731), Franz (*1734) und Joseph (*1739).
Der nächste Besitzerwechsel ist in den Köschinger Briefsprotokollen gut dokumentiert. 1757 war die Ehefrau Apollonia gestorben, ihr Muttergut von 100 Gulden wurde an die leiblichen Kinder verteilt.
Am 7. Dezember heiratete der Witwer Ursula Haag, eine Taglöhnerswitwe aus der Nachbarschaft. Sie wohnte nur zwei Häuser weiter in der "Schergengasse", wie dieser Abschnitt der heutigen Kugelstraße damals genannt wurde. Sie brachte ihr Häuschen in die Ehe mit, dazu noch 4 1/2 Einsätze Felder, 2 Kühe und 2 Schweine. Der Hochzeiter stellte seine "Behausung in der Schergengasse", 2 Einsätze Felder und einen Krautgarten.
1765 strab Ursula und Bartholomä Waldtwein übergab seinen Besitz, der auf 650 Gulden geschätzt wurde. Die Küferbehausung, "so am kleinen Creuz Gässl" gelegen beschrieben wurde, ging an den Sohn Franz über, der mit seiner zukünftigen  Frau Anna auch die Altschulden von insgesamt 165 Gulden übernehmen mußte. Ihm Juli heiratete dann Franz Waldtwein Anna, die Tochter des verstobenen Hufschmieds Joseph Christoph. Sie brachte 346 Gulden Heiratsgut in die Ehe ein.
Die Ehe dauerte 8 Jahre, dann starb 1773 "Franz Waltwein, Kueffer" und hinterließ die Witwe mit den beiden Töchtern Magdalena (3 Jahre) und Caecilia (2 Jahre). Schon im Februar heiratete sie Michael Riedl. Auch er war Küfer und brachte als Gegenleistung für das Anwesen der Ehefrau 300 Gulden Heiratsgut mit.
1802 starb "Maria Anna Riedlin, geweste Bürgerin und Küfferin allhier" und der Witwer regelte die Verlassenschaft. Die beiden Stieftöchter waren bereits verheiratet. Magdalena Eissner im Eichstättischen, Cäcilia mit dem Köschinger  Schmied Anton Georg Schlagbauer. Als leibliche Erben blieben die beiden Söhne Thomas und Johann. Die Übergabssumme an den ältesten Thomas betrug 830 Gulden.
Kurze Zeit später wurde sein Heiratsbrief mit Theresia Gristlin, einer Viertlerstochter aus Westenhausen aufgesetzt. Sie brachte 450 Gulden mit. Aus dieser Zeit stammte der spätere Hausname "Küferthoma". Der alte Michael Riedl starb 1806.
1825 wurde der Immobilienbesitz des Küfers Thomas Riedl aufgelistet: ein Wohnhaus, eone einmähdige Wiese, ein Acker am Birnbaumsteig, ein Acker am Ziegelstadel und 4 Tagwerk Forstrechtsteile. Mit Thomas Riedl erlosch 1839 die Küfertradition.
Das Anwesen war bereits 1830 an Anton Rauscher, einen Taglöhner übergegangen. Unterlagen hierzu sind keine vorhanden. Rauscher blieb bis 1842, dann folgte der Weber Josef Hiemer. Er war seit 1805 Köschinger Bürger, hatte 1806 die Baumannstochter Margaretha Knabl geheiratet und das Weberanwesen  seines Vaters in der Kugelgasse, damals Haus Nr. 24 übernommen. Hier erschien 1842 Anton Rauscher, die beiden hatten also getauscht.
Josef Hiemer wurde nur 2 Jahre als Besitzer geführt, dann kam 1844 Anton Heindl mit Ehefrau Maria Anna und den Kindern Lorenz, Maria Anna und Walburg. Josef Hiemer starb 1861; die beiden Töchter blieben bis 1863 im Haus wohnen.
1860 hatte der Halbbauer Paul Hafner aus Demling Walburga geheiratet, war aber schon 1862 gestorben. So heiratete die junge Witwe 1863 den Kastlwirtssohn Joseph Rehm. 1869 starb auch er und die Witwe resignierte. Sie starb erst 1888.
1873 hatte sie an den Nachbarn von Haus Nr. 61 Jakob Kindersberger verkauft, der 1862 als Austrägler nach Kösching gekommen war. 1878 heiratet er ein zweites mal. Maria Spreng aus Mailing. Das Anwesen Nr. 61 ging offenbar an den Sohn über, der 1852 noch in Wolkertshofen geboren worden war.
In den Häuserlisten wurde Kindersberger noch bis 1906 geführt. Dann erschien Lorenz Licklederer und mit ihm der Hausname "Eiser". Er war Baumannssohn vom alten "Hopferhof", der den Hausnamen "Lohmichel" bekam. Für Licklederer war Haus Nr. 62 nur eine Zwischenstation. 1909 kaufte er sich auf den Familenhof in der Untern Marktstraße wieder ein.
Neuer Besitzer wurde Johann Gut, der 1904 Barbara Betz geheiratet hatte. Der Name "Eiserbauer" blieb
aber am Haus. Ende der Fünfzigerjahre wurde das Nachbaranwesen, Haus Nr. 55 hinzugekauft, abgerissen und an seiner Stelle eine moderne Scheune errichtet.

Friedrich Lenhardt

Bilder

Quellen:

Sachstand: 11/2019 - Horst Laubmann
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