HausNr: 4 / PlanNr 62

Benefiziatenhaus; Castner-Haus
heute:  Obere Marktstraße 12
bis 1763 Sitz des herzoglichen Kastners, danach des Frühmeß-Benefiziaten bis 1882

Chronologie

Zeit Besitzer, Bewohner, Benutzer
1678
Michl Mayer und Barbara; Schmid von Desching (+1716 / 76-jährig)
1682
idem und Anna
1697
idem und Ursula
1714
idem und Walburga Koch
1726 -
Peter Niederhuber, Gerichtsschreiber und Elisabeth
1727 -
Johann benedikt Leonhard Sebald und Maria Elisabeth
1740 -
Leonhard Sebaldt, archi?? indicialis
und Elisabeth
   Maria Theresia 17
   Josephus Otto 17
   ?? Sebaldus 10
   1742: Maria Franziska 19
1745 - 1747
Ihr Gnaden herr von Sickenhausen
Frau Catharina Barabara Amhauserin
Bruder Sebastian Rauscher, 47
Schwet??er Maria, 53
1748 - 1751
Frau Catharina Amhauserin
Thomas Br?? und Anna Maria.
   Ursula 18        inwohnerin: Maria Wilhelbin
   [Ruef?]
1749 -
                         +Magdalena Degenwaserin
1751 -
Ihro Ganden Herr von Sickenhausen
1752 -
Thomas Ruef und Maria          inwonerin: Maria Rauscher und Magdalena Bözin, wittib
                                                               Anna Maria 12
                                                               Maria Ursula 7
                                                               Maria Anna 4
1753 - 1754
Thomas Ruef, wittiber                Josephus Scharl und M. Cordula
   Anna M. 18                                Maria Anna 1 1/2
                                                 Anulla: Maria Rauscherin, ledig
1754
Josephus Scharl und M. Cordula
   M. Anna 2 1/2
   M. Caecilia 1/2
1755
                                                  Laurentius Angermüller
                                                  Anna Bixenmacher
1756

1757 - 58

1759
Thomas Ruef u. Margareth
Lorenz Angermüller u. Anna
Peter Langweber et...


1775
Franz Nerb und Margreth
1782 -
Joh. Georg Schnabl, Frühmesser
1790 -
Andreas Ampferl
1792 -
Anton Rauscher
1822 -
Jos. Lechner
1833 -
Ulrich Braun



Benefiziaten
1848] - 1882
Thl. Hochwürden Herr Franz Michael Coibl


1899] - 1920
Betz, Mathias, Mesner / Beisitzer bis 1909 Geberl, Schreiner
1921 - 1932
Schneider fritz und Theresia / Beisitzer Weinzierl, Kucjlbauer?, Freisinger, Meier




Geschichte

Auch Schutzheilige brauchen Schutz.
Seit mehreren Jahren schon ist die Konsole an der Fassade des Benefiziatenhauses in Kösching verwaist. Auf ihr stand bis zur letzten Hausrenovierung eine Figur des heiligen Johannes Nepomuk. In Köschinger Archiven finden sich keine Unterlagen, wann und durch wen sie dort angebracht worden ist. Auf der ältesten Abbildung, die Ferdinand Ott für seine Chronik gezeichnet hat, schmückt sie gemeinsam mit einer großen Sonnenuhr das Haus in der Oberen Marktstraße.
Dieses war eines der bedeutendsten Baudenkmäler Köschings und stammte, wie der gotische Türbogen auswies, noch aus dem Mittelalter. Die architektonische Umrahmung des Giebelfensters, die sonst nur noch am Rathaus vorkommt, deutete auf die herausgehobene Funktion hin: hier war der Sitz des obersten herzoglichen Verwaltungsbeamten, des Kastners und Gerichtsschreibers. Als das Pfleggericht Kösching aufgelöst wurde, kaufte 1762 das Katharinenbenefizium das funktionslos gewordene Kastnerhaus. Vermutlich erst danach ist die Heiligenfigur an ihren Platz gekommen. Auch das Benefizium kam zu einem Ende und wurde ab 1882 nicht mehr besetzt.
Das Haus wurde an Franz Paul Grabmeier vermietet, der hier die erste Apotheke Köschings errichtete. Sie erhielt nach dem Hausheiligen den Namen „Johannis-Apotheke“. Sein Nachfolger, August Wucherer blieb wegen der großen Feuchtigkeit des Gebäudes nicht lange und zog ins alte Seemeierhaus in der Bahnhofsstraße. Den Namen behielt Wucherer, der erste protestantische Vollbürger Köschings, bei. 1965 kam dann mit Georg Schirmböck die Apotheke wieder in die Obere Marktstraße.
Das originale Baudenkmal des Benefiziatenhauses war 1957 abgerissen  und durch den heutigen, seelenlosen Nachbau ersetzt worden. Johannes Nepomuk kehrte restauriert an die Fassade zurück. Dort oben war er Sonne, Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert. So hatte die Figur kontinuierlich Schaden genommen: große Teile, insbesondere an der rechten Schulter, die der Wetterseite ausgesetzt war, waren ergänzt, die ganze Oberfläche ausgekittet und mehrfach  überstrichen worden. 1979 waren die Schäden wieder so gravierend geworden, daß eine neue Restaurierung erforderlich wurde. Schon damals war es fraglich, ob man die Figur überhaupt noch herrichten könne. Als man sie beim letzten Anlaß begutachtete, mußte man erneut tiefste Schäden bis ins Holz hinein feststellen; die Farbfassung hatte sich in großen Partien gelöst.
Die Suche nach einer Lösung begann. Der Heilige bekam einstweilen eine standesgemäße Unterkunft in der Seelhauskapelle. Wollte man die Holzfigur wieder an der Fassade haben, mußte sie aufwendigst restauriert werden. Diese Ausgabe war angesichts der geringen künstlerischen Qualität eigentlich nicht zu rechtfertigen, ganz abgesehen davon, daß danach kaum mehr originale Oberfläche zurückbleiben würde und darüber hinaus die Aufstellung im Freien, selbst bei zusätzlichen Schutzmaßnahmen, nur weiteren Verfall bedeutet hätte.
Als sich nun das neue Museum in Kösching konturierte, bot der Geschichtsverein an, die Nepomukfigur als Leihgabe fürs Museum zu übernehmen, damit sie sicher, geschützt und trotzdem weiter zugänglich als Exponat zu bewundern wäre. Nach kurzer Erwägung nahm die Kirchenverwaltung dankenswerterweise dieses Angebot an.
Seit kurzem hat die Figur nun ihren festen Platz gefunden. Herr Thomas Mayerhofer hat die notwendige museumstechnische Tragekonstruktion ausgetüftelt und in handwerklicher Perfektion angefertigt. In bewährter Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde wurde sie sicher im Treppenhaus aufgestellt. Wie in alten Zeiten, hoch oben, steht dort der heilige Johannes Nepomuk und bietet seinen Schutz allen Besuchern, die vor lauter Hinaufschauen über die Stufen zu fallen drohen.
Was bleibt, ist die leere Konsole an der Fassade des Benefiziatenhauses. Aber das wird eine weitere, wohl längere Geschichte werden.
Friedrich Lenhardt

Bilder
        Benefiziatenhaus
      Neubau  

Quellen:
Ott'sche Chronik

Sachstand: 03/2020 - Horst Laubmann
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