HausNr: 195

Blaumühle Steinmühl; Bla Mill; Kaysershaimbische Stain- oder Plau Mihl; Blau Miller

heute:  Blaumühle

Chronologie

Zeit Besitzer, Bewohner, Benutzer


1417
erste Erwähnung


- 1649
Georg Heile (+1649) und Margaretha (+1649)
1649 - 1651]
Michl Heile und Ursula
1651 -
Johann Eberhart und Ursula Heile, Witwe?
- 1654
Urban Angermeier (+1654) und Katharina
1654 -
Johann Widmann und Katharina Angermeier, Witwe
1694 - 1708
Adam Rainer (+1708) und  1. Anna
                                            2. Barbara
1708 - 1744
Johann Zierer und Barbara Rainer, Witwe
1744 - 1757
Hanns Preinl und Catharina
1757 - 1760
Johann Heydt (von Schambach) und Maria Walburga
1760 - 1769
Franz X. Vollnhals und Maria Viktoria
1769 - 1786
Jakob Kästl (+1799)  und Clara
[1786 - 1791
Kaspar Zehlner und Magdalena
1791 - [1793]
Wolfgang Dinauer und Walburga (Schmid)


1814]-1889
Georg Dinauer (+1857) und Anna Maria
1889 - 1898
Georg Heckl (+1898) und Walburga (+1929)
Isidor Heckl (*4.3.1884 / +16.06.1963) und Gertraud, geb. Mayer (*6.3.1895 / +27.12.1947)




Geschichte

Die Blaumühle wird 1417 zum ersten Mal im Salbuch Ludwigs des Gebarteten erwähnt: "Item die fünft Mihl ist des Swartzen und heißt die Stainmihl. gibt meinem Herrn jährlich 2 Metzen Weizens Mehls und 2 Fastnachts-Hennen".
Bei der Neufassung von 1470 blieb der Eintrag unverändert und die Mühle blieb in den Händen herzoglicher Beamten. Erst gegen 1696 wechselte die Grundherrschaft: Wolfgang Ignaz Leopoldt von Neufeldt verkaufte an das Reichskloster Kaisheim. Nach den Notizen Pfarrer Kefers waren damals Bestandmüller auf der Blaumühle:
Georg und Margarethe Heile, die beide 1649 starben; 1650 Michl Heile und Ursula, die - 1651 als Witwe genannt - Johann Eberhardt heiratete. Dieser starb 1677.
Aber schon vor 1654 waren Urban Angermeier und Katharina auf der Blaumühle. In diesem Jahr starb Urban und die Witwe heiratete Johann Widemann aus Altmannstein.
1694 kam das junge Paar Adam Rainer und Anna Schnabl vom Grabenbauernhof (HsNr. 60)auf die Mühle. Es ist möglich, daß aus dieser Heirat die Abgabe der Blaumühle zum Schillbatzischen Benefizium in Ingolstadt herrührt, dem der Grabenbauernhof grundgiltbar war.
Nach dem Tod der Anna heiratete Adam Rainer eine Barbara. Er starb 1708, die junge Witwe nahm noch im selben Jahr Johann Zierer auf den Hof. 1714 wurde die Tochter Katharina geboren. Sie nahm sich 1733 den Deschingmüllersohn Zachäus Angermiller (*1704) als Ehemann auf die Mühle, wo sie neben den Ziererschen Eheleuten lebten. 1734 wurde Joseph, 1735 Anna Maria Angermiller geboren.
1744 erwarb - noch mit Zustimmung des Klosters Kaisheim - Hans Preinl die Blaumühle und führte sie bis 1757. Dann ging sie mit Kaisheimischem Konsens um 3.000 fl. an Johann Heydt, den Bestandsmüller von Schambach im Bistum Eichstätt über. Der größte Teil der paktierten Summe - 2.000 fl. - wurde ans Kloster Kaisheim weitergeleitet, womit offenbar dessen Grundherrschaft abgelöst wurde.
Mit Kaufbrief vom 7. März 1760 erwarb Franz Xaver Vollnhals die Mühle von Johann Heydt. Beim Wiederverkauf 1769 wurde das Kloster nicht mehr erwähnt.
Neuer Müller wurde der Köschinger Bäcker Jakob Kästl von Haus Nr. 84, das den Hausnamen 'Reiterbäck' führte. Der alte Blaumüller Vollnhals übernahm im Tausch die Bäckerei des Jakob Kästl.
Mit dem Erwerb der Mühle übernahm Kästl die Schuldenlast des Vorbesitzers, für die er am 13. Juli 1769 einen Schuldbrief über 1.000 fl. ausstellen ließ. 1786 versuchte er, die Blaumühle samt der Schuldenlast loszuwerden. Als Käufer war der Schierlinger Bäcker Kaspar Zehlner vorgesehen, der auch am 25. Januar einen Mühlkaufsvertrag unterzeichnete. Allerdings deutete der Randvermerk "ungiltig" auf Probleme hin. Ein Vierteljahr darauf wurde ein Vergleichsbrief aufgesetzt. Er machte deutlich, warum der Kauf nicht zu Stande kam: Zehlner konnte die Kaufssumme von 2.500 fl. nicht aufbringen. Die 145 fl., die Zehlner nach einem Attestat des Landgerichts Kelheim zugemutet werden konnten, waren der Ausgleich für erloffene Unkosten aus dem geplatzten Kaufvertrag für den Blaumüller Kästl.
Da die Schuldenlast das Mühlgut offenbar allzusehr bedrückte, nahm Kästl 1791 erneut Schulden in Höhe von 900 fl. auf, diesmal bei der Stephani-Wendelini-Stiftung in Kösching. Ein halbes Jahr darauf fand die Mühle endlich einen neuen Besitzer, Wolfgang Dinauer, Bestandsmüller in "Bayerleuttental bei Breitenend". Am 14. Oktober 1791 konnte Kästl den Erhalt der Barsumme von 1.500 fl. quittieren. Der ehemalige Blaumüller Jakob Kästl starb 1799.
Der Übergang der Mühle vom Vater an den Sohn Georg Dinauer ist nicht dokumentiert. In der ältesten Bürgerliste von 1816 ist Georg bereits der Blaumüller.
Sein Geburtsjahr wurde mit 1788 angegeben, er war mit einer Walburga verheiratet.
Bei Anlage der Seelenverzeichnisse 1848 ist noch immer Georg Dinauer Müller auf der Blaumühle, allerdings der zweite dieses Namens. Auch bei ihm ist die Übergabe nicht dokumentiert. Das alte Ehepaar bezog seinen Austragssitz im Markt auf Haus Nr. 24, Georg Dinauer starb 1857, Walburga 1861.
Der junge Blaumüller war zunächst mit Maria Anna verheiratet, die 1850 verstarb. Aus dieser Ehe stammten Petrus, Georg und Franziska. 1850 wurde seine Wiederverehelichung vom Magistrat gebilligt. Er heiratete Viktoria Trüb, eine Baumannstochter aus Ingolstadt. Sie starb bereits 1854. Aus dieser Ehe blieb die Tochter Viktoria.
1855 erfolgte eine erneuete Wiederverehelichung des Blaumüllers. Seine dritte Frau wurde die Köschinger Wagnerstochter Walburga Schmidt. Auch sie starb nach 3 Jahren Ehe; es blieb der Sohn Joseph.
1858 führte Georg Dinauer Maria Auer von der Marktmühle als 4. Frau auf die Blaumühle. Es kamen die Kinder Xaver, Johann, Maria, Karl, Sophia und Anna, die aber allesamt nicht alt wurden. Der Blaumüller Georg Dinauer starb 1889, die Blaumüllerin Maria 1897.
1889 hatte Georg Heckl von der Deschingmühle die Blaumühle übernommen. Am 7. Februar ließ er sich seine Gewerbsaufnahme magistratisch bestätigen und wurde für eine "Getreudmahl- und Malzbrecherei mit 1 Malzbrechergehilfen" besteuert.

Zum Hausnamen.
Der ältere Name war die Steinmühle, die aus Steinen gebaute Mühle im Gegensatz zur (s.u.) Stoll- oder Stockmühle, der aus Holz gebauten Mühle. Die Blaumühle, "Bla mill", scheint zunächst die Farbe zu meinen. Ich neige eher zur Funktionsbezeichnung, abzuleiten von "bleuen", "blewen" : klopfen, schlagen, stampfen, insbes. von Flachs. In der Fassion von 1808 wird dann auch noch diese Mühlfunktion genannt: "... nebst der von Holz erbaut und mit Ziegltaschen gedeckte Oehlschlag- oder Stampfmühl."
Bei der Blaumühle muß noch das Problem des Joseph Angermiller angesprochen werden, der am 3. August 1765 enthauptet wurde. Nach Überlieferung war er
ein Blaumüllerssohn, zu dessen Gedächtnis die Feldkapelle am Stadtweg errichtet worden sein soll. Ein Notizzettel, eingelegt in der Chronik Pfarrer Kerschls, bestätigt die Hinrichtung:
"6. Maij 1765 fuit Josephus Angermiller, solutus, aetatis 20 annorum, filium molitoris in Blaumill, cum Matre in puncto furtis incarceratus, et post captivitate per 13. septimanos, Dominus Praefectus Loci Baro de Lerchenfeld 7timo Augusti moertem annuntiavit, qui nono Augusti anni currentis in monte, ubi alias fieri solet executio facta, qua captivus in conspectu Matris Capite plexus est."
"Am 6. Mai 1765 wurde Joseph Angermiller, ledig, 20 Jahre alt, Sohn des Blaumüllers, zusammen mit seiner Mutter wegen Diebstahls eingekerkert; und nach 13 wöchiger Haft verkündete der Herr Pfleger, Freiherr von Lerchenfeld am 7. August das Todesurteil. Der Gefangene wurde am 9. August des laufenden jahres auf dem Berg, wo die Exekutionen üblicherweise stattfinden, in Beisein seiner Mutter enthauptet."
Wie aus den Briefprotokollen hervorging, war 1765 Franz Xaver Vollnhals Blaumüller. Angermiller saßen zu der Zeit auf der Deschingmühle. Hier gab es zwar einen Joseph, dessen Geburtsjahr 1720 in keiner Weise mit dem angebenen Alter des Hingerichteten übereingeht.
Bezieht man sich auf die Zeit seiner Geburt, also gegen 1745, so wohnte allerdings ein Angermiller auf der Blaumühle, Zachäus, der die Tochter von dort, Katharina Zierer geheiratet hatte. Er hatte tatsächlich einen Sohn Joseph, der aber 1734 geboren worden war, 1765 also 30 Jahre alt sein mußte. Die Informationen lassen sich nur so in Deckung bringen, daß dieser Zachäus Angermiller die Blaumühle de facto führte und die Altersangabe auf dem Zettel falsch notiert wurde.
Das Jahr 1765 ist dagegen mit Sicherheit richtig. In diesem Jahr erwähnt das Gedächtnisbuch der Sebastiani-Bruderschaft - leider ohne näheren Angaben - den Tod des "Josephus Angermiller, Millerknecht".
Friedrich Lenhardt

Die Bachstrecke der Blaumühle.

Die Flur.
Die Bachstrecke des Blaumüllers ging von der Mitte der Wiese Nr. 4770 bis zum Steg bei der Stollmühle und umfaßte etwa 425 Meter. Die Saumflur setzte sich als Blaumüllersaum fort, auf dem der Blaumüller- und Stollmüllersaumweg, die alte Zufahrt zu diesen beiden Mühlen, lag. Der Flurplan von 1690, der nur größere Wege nachzeichnet, führt keine weiteren Anbindungen auf.
Die Flur auf dem rechten Ufer hieß An der Stadtmarter. Das wies einerseits auf ein Feldzeichen, die Blaumüllerkapelle, andrerseits auf einen Weg nach Ingolstadt hin. Tatsächlich zweigte sich hier der Stadtweg, der vom Obern Tor herunterzog, in den Neuweg und den Stadtgangsteig auf. Zur Blaumühle hin war das nur ein Fußweg durch die Wiesen. Er blieb zunächst am rechten Ufer, überquerte dann den Bach auf dem Stollmüllersteg  ging über den Deschinger Mühlsteg wieder aufs andere Ufer, um quer über die Deschinger Flur hinweg auf die Straße nach Unterhaunstadt zu stoßen. Erst gegen 1900 wurde der Gangsteig als Zufahrtsweg für die Blaumühle ausgebaut. Als Der neue Stadtweg nahm er seinen Anfang beim Obern Tor und endete im Mühlhof der Blaumühle.
Zwischen Blau- und Stollmühle weiteten sich die Wiesengründe nach Norden aus. Von dort kam ein Wasserzufluß, der seinen Ursprung an der Grenze zur Lentinger Flur, nördlich der Lentinger Straße in den Rupertswiesen hatte. Der Geometer Mathias Bauer zeichnete hier 1690 noch einen kleinen Quellteich mit einem markanten Baum ein. Der Bahnbau von 1904 trennte diesen Quellbezirk ab, zeichnete aber mit dem Bahndamm die Wiesensenke deutlich nach.
Das Bächlein hatte keinen eigenen Namen. Sehr alt dagegen ist der des Brückchens, mit dem der Lentinger Weg darübergeführt wurde. Es war offenbar schon früher gemauert gewesen, weswegen man es die Mertlbruck, Medlbruck letztlich dann offiziell die Merlbruck nannte. Um dieses Brückl entstanden etliche Sagen, die von einem feurigen Hund erzählten und von unheimlichen Gestalten, die dort ungefragt auf die Fuuhrwerke aufsaßen.
Die anliegende Flur hieß man Bei der Merlbruck, es gab einen Merlbrucksaum und schließlich auch den Merlbruckgraben, mit dem der Restlauf des Baches bezeichnet wurde. Die Brücke selbst ist durch die Verlegung und Begradigung der Lentinger Straße in ihrer alten Lage wenn auch verrohrt erhalten geblieben. Sie ist dadurch zum einzigartigen Dokument geworden, in dessen Nähe auch noch der letzte Alleebaum der Vizinalstraße nach Lenting als Zeuge von Landschaftskultivierung und Straßenobstanlagen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts her steht.
Zum Wiesenland gehörte noch als Seitenbucht die Wolfsdrossel, die bis an den Lentinger Weg im Bereich des heutigen Burgmeierkreuzes reichte.
Der Siedlungsbau, der ab den Fünfzigerjahren die Ackerfluren Im Bogen und Am Neuweg besetzte, hat die landschaftlichen Strukturen überdeckt. Die geplante Westumgehung des Markts, zugleich Autobahnzubringer und Erschließungsstraße zu den östlichen Ingolstädter Industriegebieten, wird den Naturraum in diesem Bereich wohl weitgehend vernichten. Durch den Neubau der Realschule wurde 2004 damit schon angefangen.

Friedrich Lenhardt


Bilder
   

Quellen:

Sachstand: 11/2020 - Horst Laubmann
Copyright Geschichtsverein Kösching - alle Rechte vorbehalten!